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FalterFeature

(c) für alle Texte: Der Falter, 36341 Lauterbach

 

Regionale Produkte, Regionale Märkte

Teil 2: Der Distributor (m/w/d)

Nach dem Gespräch mit Lorenz Kock vom Landkreis, der auf höherer Ebene die Vermarktung von regionalen Produkten pusht und unterstützt, ziehe ich meine Kreise enger. All diejenigen, die mit diesen Produkten handeln, wer könnte das sein? Angesichts der vielen verschiedenen Läden, Verkäufer, Restaurants und sonstiger Verteiler ist es in diesem Rahmen schier unmöglich, ein komplettes Portrait aller Beteiligten zu zeichnen. Ein Ausschnitt hingegen scheint sinnvoll. Wer aber verkauft Produkte aus dem Vogelsberg, wo anfangen?
Markus Pfeifer, selber Gemüsegärtner, hilft Biobauern, aber auch Kleingärtnern, ihre Produkte zu verkaufen.


Markus Pfeifer vertreibt für Biobauern, aber auch für Gemüsegärtner*innen Produkte aus heimischen Gefilden.
Foto: Falter

Markus Pfeifer: Bioverteiler mit viel Engagement

Ein ganz besonderer Distributor ist Markus Pfeifer. Er hat keinen Laden, er verteilt, bringt Produkte von ökologischen Direktvermarktern an den kleinen Mann und die kleine Frau, beliefert Privatleute, überwiegend mit Gemüse. Er möchte Verbraucher*innen miteinander vernetzen und tut dies auch erfolgreich. Besitzer von Streuobstwiesen wenden sich an ihn, aber auch, wer zuviel Salat, Bohnen oder Zucchini im Gemüsegarten hat, kann denselben über Markus Pfeifer weiterverkaufen. Markus Pfeifer verkauft an andere, nicht gewerbliche Betriebe, aber auch gleich an den Verbraucher. Werbung macht Pfeifer durch Flyer, per Email, durch Mund-zu-Mund-Propaganda, über die Website des BUND ist er zu finden. „Eher idealistisch“ stuft er seine Tätigkeit ein, die er neben seinem Job als Chemielehrer an einer Privatschule noch wahrnimmt. Die Fahrtkosten sind hoch, er hofft, dass sich sein Handel ab einer bestimmten Größe lohnen wird.
Probleme sind für ihn die bislang noch schleppende Akzeptanz durch den Verbraucher, aber auch Dürre, schlechte Ernten, oder einfach die Tatsache, dass Gemüse aus dem eigenen Garten oft weniger fotogen ist als vom Foodstylisten und Werbefotografen präsentierte Ware. Qualität schmeckt man, aber man sieht sie oft nicht. Dennoch möchte er weitermachen, einmal wöchentlich sein Gemüse ausfahren, bevor er sich wieder den Wundern der Chemie, aber auch Mitarbeit an Bauprojekten an der Waldorfschule in Loheland widmet, denn Pfeifer ist gleichzeitig gelernter Fliesenleger und Steinmetz.
Alsfeld, Lingelbach, Lauterbach, Brauerschwend und seine Nachbarsdörfer, Hopfgarten sowie gelegentlich das Landschulheim am Hoherodskopf stehen auf der Route des Tausendsassas, was auf dieser Route liegt, beliefert er selbstverständlich ebenfalls gerne, zwischen Brauerschwend, Stockhausen und Kleinlüder Fährt er täglich, dort könnte er auch täglich liefern, erklärt der Idealist.
Sein Angebot ist saisonabhängig: „Es ist überhaupt nicht mein Ziel, ganzjährig alles anzubieten!“, betont er, vielmehr müsse der Verbraucher sich nach der Saison richten. So füllen im Winter die Knollen das Lager. Sellerie, Kohl, Wurzelgemüse sind die Hits, hinzu kommen aber auch Kürbisse und Kohl. „Wir haben Gemüse vor der Haustür“, gibt er zu bedenken, viele Wege würden unnötig, würde man dies richtig nutzen.
Pfeifer baut auch selber an, führt stolz durch einen prachtvollen Gemüse- und Kräutergarten, den er im Schweiße seines Angesichts dem lehmigen Boden abgerungen hat. „Hier wuchs am Anfang fast gar nichts“, lächelt er, während er durch die mannshohen Stauden führt und die Kräuter erklärt. Einen Acker hatte er auch einmal, doch das wurde dem alleinerziehenden Vater dann doch irgendwann zu viel. Hühner gackerten durch das Idyll, bis der Marder kam. 
Zehn bis zwanzig Prozent des Verkaufspreises gehen an Markus Pfeifer, je nach Aufwand. So ist das Ausliefern von Salat aufwändiger als das Ausliefern von Möhren, denn ersterer muss gekühlt werden und verdirbt schneller.
Leider ist Pfeifers Tätigkeit auch mit Bürokratie verbunden. Alles muss immer wieder abgewogen und verpackt werden. Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) wäre hier besser, gibt Pfeifer zu bedenken. Bei dieser Form der Verteilung bringt die Kundschaft sich, je nach Geldbeutel, mit Zaster oder mit Leistung ein. Wer Zeit hat, kann auf dem Feld mitarbeiten, wer Geld hat, zahlt, und zwar per Abonnement. Die Produkte werden dann an einen Sammelplatz gebracht, wo ein Schild die Abnehmer*innen darüber informiert, was jede*r sich nehmen darf. Einen Versuch hatte ein Lingelbacher Landwirt gestartet, der auch eine Bäckerei und einen Hofladen führt, doch „die Kunden gehen an dem Gemüse vorbei und kaufen bei Tegut.“. Die nächste SoLaWi ist in Bad Hersfeld, weitere sind in Bebra, Rothenburg und Fulda. Ein weiterer ihm bekannter Landwirt Verkaufte auf diese Art Biokisten, deren Inhalt jedoch die Saison bestimmte. Wer bestimmte Gemüse nicht mochte, konnte tauschen. Auch in Alsfeld ist eine SoLaWi angedacht, erzählt Pfeifer, der Weltladen habe sich als Depot zur Verfügung gestellt.
Oft läuft auch bei Pfeifer nicht immer alles rund. „Mein guter Name soll nicht auf so einer komischen Liste stehen“, meinte ein Bauer, den er angesprochen hatte. Vorurteile, Angst, „bürgen“ zu müssen, aber auch Furcht vor der Konkurrenz hindert den einen oder anderen Gemüsegärtner daran, mit Pfeifer zu kooperieren. Gerade letzteres kann Pfeifer nicht verstehen. „Wenn doch einer Käse macht und der andere Brot – wo ist denn da die Konkurrenz? Das ergänzt sich doch!“, gibt er zu bedenken und wünscht sich, es gäbe mehr Kooperation zwischen verschiedenen Läden und Händlern. Leider scheuen sich viele davor, andere an ihren Produkten mitverdienen zu lassen.
Zusammen mit dem Biolandwirt seines Vertrauens erarbeitet Pfeifer derzeit ein Konzept, wie man auch in Dürrezeiten Gemüse wirtschaftlich anbauen kann, indem man z.B. kleine Staudämme anlegt, aus denen man in Notzeiten die Beete und Felder bewässern kann – nach Möglichkeit, ohne den ganzen Tag Wasser fahren zu müssen.
Schmeckt man denn eigentlich den Qualitätsunterschied zwischen Biogemüse und konventioneller Ware? „Kinder merken den Unterschied“, erklärt Pfeifer hier. Gerade darum sei es nicht richtig, Kinder von klein auf an Essen „aus der Retorte“ zu gewöhnen und auch nicht nötig, auch wenn Kinder gerne Zucker und Süßigkeiten äßen. „Manchmal lege ich einen Bund Möhren zwischen meine Söhne auf die Rückbank. Wenn ich zu Hause angekommen bin, finde ich oft nur noch das Kraut“, schmunzelt der stolze Vater. Solche gesunden Naschereien sollten jedermann zugänglich sein. Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, die durch Engagement wie das Pfeifers gedeihen, helfen dabei.

Das Reformhaus: Backwaren aus der Nähe

Im Gegensatz zu Pfeifer, der seine Mission erst seit einigen Jahren erfüllt, ist das Reformhaus ein Traditionsunternehmen. Schon der Vater habe ein starkes Team aufgebaut, erzählt Werner Pontow, von 1974 bis 2020 Inhaber desselben, bevor das Unternehmen an Reiner Hermann überging. Gesund sollen die Nahrungsmittel sein, gesund und möglichst naturnah. Dieser Gedanke steht allerdings über der Idee, Produkte aus der Region zu vermarkten. Mit anderen Worten: Wenn ein regionaler Landwirt nicht bio ist, akzeptiert das Reformhaus seine Produkte nicht, da ist Pontow eisern.
Ganz aus der Welt ist der regionale Handel für den ehemaligen Ladeninhaber dennoch nicht, vielmehr versuchten die Pontows und ihre Nachfolger, immer wieder, beides zu verbinden. Vor 30 Jahren sei ein spezielles Regalsystem mit Produkten aus dem Vogelsberg ausprobiert worden. „Durchgestylt“ sei es gewesen, erinnert sich Pontow, begleitet von einem speziellen Logo, beides habe sich leider nicht durchgesetzt. Grund dafür war der zursätzliche Arbeitsaufwand. Man habe die Produkte selber holen müssen, Fahrten nach Altenschlirf und weiter lohnen sich laut Pontow nur in größerem Umfang.
Es folgten Experimente zur Nachhaltigkeit. Nachfüllstationen für Getreide wurden errichtet, was nicht nur die Kundschaft, sondern auch die Motten freute, die man kaum aus den Behältern heraushalten konnte. Die Idee war laut Pontow nicht schlecht, nur eben für Getreide nicht geeignet. Körperpflegeprodukte wie Shampoo, das die Kundschaft sich dann selber abfüllen könne, seien eher eine Möglichkeit, Verpackung zu sparen.
Selbstvermarktung scheitere oft an den Ansprüchen der Käufer*innen. Krummes Gemüse, vielleicht mit etwas Sand und Erde daran, seien oft nicht gewünscht, polierte Fließbandware könne der Biobauer aber nicht immer liefern, der Bio-Gemüsegärtner erst recht nicht. In kleinen Mühlen gemahlenes Vollkornmehl hat oft „Spelzen“, da greifen viele lieber zum in großen Mühlen gemahlenen Feinmehl.
Eine Ausnahme machte bis vor kurzem die Bäckerei Regulski, deren Produkte in einem eigenen Bereich angeboten wurden, ebenso deren Nachfolger, der jetzt die Backstube übernommen hat. Auch solle bald die Firma Selgenhof ihre Produkte verkaufen, allerdings ins Sortiment integriert, erklärt Pontow, der als begeisterter Anhänger der solidarischen Landwirtschaft auch gerne mit Markus Pfeifer zusammenarbeitet. Problematisch sei bei Pfeifer, dass man nicht immer mit Produkten rechnen könne, je nach Wetterlage oder ähnlichen Widrigkeiten. Wenn die Bienen mit der Produktion nicht nachkämen, gäbe es eben keinen Honig, schmunzelt der Händler, dies mache die Sache zuweilen schwierig.

REWE / Nahkauf: Region wird großgeschrieben


Sabine Gürtler-Hartl vor ihrem Regal mit regionalen Produkten Foto: Falter

Auf eine ähnlich lange Tradition wie das Reformhaus kann der „Nahkauf“ am Wörth zurückblicken, besser bekannt als „Der Gürtler“. Hier wird Regionalität großgeschrieben, neben exotischen Köstlichkeiten haben Produkte aus dem Vogelsberg schon immer ihren Platz in den Regalen gehabt. Die Urgroßeltern hatten bereits ein Kolonialwarengeschäft, dort, wo heute der Tabakladen ist, erzählt Sabine Gürtler-Hartl, die das Geschäft von ihrem Vater übernommen hat.
Ein Regal ist hier für Bioprodukte reserviert, eines für regionale Lebensmittel. Durch das Fokussieren auf diese Produkte wolle man sich ein wenig absetzen von anderen Läden am Ort. Früher, so erzählt Sabine Gürtler-Hartl, seien die Nahrungsmittel im Sortiment integriert gewesen. Inzwischen habe man sich anders entschieden, der Kunde solle „nicht ständig rechnen müssen“, sondern auf einen Griff die regionalen oder Bioprodukte haben. Selbst der Schreiner, der die Regale hergestellt hat, ist aus der Region, sie wurden von der Schreinerei Obenhack gefertigt.

Das Sortiment der Gürtlers kann sich sehen lassen. Secco und Apfelwein kommen aus der Nähe, Fleisch von der Metzgerei Hahn, und seit Altenschlirf seine Käserei eingestellt hat, kommt der Käse aus der Hungener Käsescheune, Kochkäse hingegen aus Mackenzell. Bio-Eier liefert der Vulkanhof Euler, Bauer Petersen aus Hünfeld-Mackenzell ergänzt die Auswahl mit Freilandeiern. Je nach Saison kommen Erdbeeren von Bauer Ziegenhain aus Ulrichstein dazu, wer es gerne süß mag, greift zu Gelees und Likören aus Metzlos oder Honig von Imker Staubach aus Herbstein.

Bio? Hier wird Sabine Gürtler-Hartl nachdenklich. Leider ist regional nicht immer bio, das Fleisch von Metzger Hahn ist zum Beispiel konventionell erzeugt. Andererseits sind Bioprodukte oft nicht als solche deklariert, da die Auflagen nicht in voller Gänze vom Erzeuger zu leisten sind. Hier ist definitiv noch Luft nach oben.

Gürtler-Hartl bleibt am Ball, will das Beste für ihre Kundschaft. „Man sollte viel für die Region tun, guten Service bieten, schließlich leben wir hier“, gibt sie zu bedenken.

Auf das Regionale eingeschossen: Wildwochen beim Hotelier


Rainer Dietz neben einem Reh aus der Region. Foto: Falter

Im Posthotel Johannesberg wurde immer schon regional gewirtschaftet. Die Gäste lieben’s deftig. Reh, Wildschwein, Hirsch und Fisch bringt neben der Waldgesellschaft Riedesel auch der Jäger Horst Ludwig; Schwein und Lamm kommen ausschließlich aus der Region, nur beim Rind muss Inhaber Rainer Dietz zuweilen auf Fleisch aus dem hessischen Inland zurückgreifen. Mit der Metzgerei Hahn arbeitet Dietz zusammen, immer schon, nur den Forellenzüchter musste er zwischendurch wechseln, da die Forellenzucht aus Storndorf den Betrieb aufgab. „Immer schon“ beginnt in den frühen achtziger Jahren, Fisch aus der Region bietet er seit den frühen 90er Jahren an. Zuweilen sei es schwierig gewesen, Lieferanten zu finden, erzählt er. Nicht nur die Frage „Wer produziert was?“ sei entscheidend gewesen, sondern auch: „Wer produziert wieviel?“. Absatzprobleme machten die Sache nicht leichter: „Der Züchter verkauft eine halbe Wutz, aber die Gäste wollen nur die Lendchen“, gibt der Gastwirt zu bedenken. Daher nimmt er von Rind und Schwein auch nur Teilstücke.
Nicht so beim Wild. Dies kauft er in der Decke und zerwirkt und verarbeitet es ganz, schon allein aus praktischen, aber auch aus gesetzlichen Gründen. Nicht jeder kann den Auflagen genügen, die er erfüllen muss, will er Wild aus der Decke schlagen und verkaufen. Gleichzeitig wird der Jäger, sobald das Wild aus der Decke geschlagen ist, zum Wildhändler und ist wiederum anderen, schwierigeren Gesetzen unterworfen, will er sein Wildbret loswerden. Um diese Gemengelage zu vermeiden, hat Dietz sich so eingerichtet, dass er selber das Wild fachgerecht verarbeiten kann, mit verschiedenen Bereichen für das nicht verarbeitete Stück sowie das Fleisch. Was der Gast nicht als Lendchen oder Keule verzehrt, wird zu Gulasch, der ebenso beliebt ist. Im September sind unter anderem Wildwochen, freut sich Dietz. Dieses Wild ist auch bio, das biologisch wertvollste Fleisch überhaupt, denn das Tier hat niemals Antibiotika gesehen und äste ausschließlich in unseren Wäldern. Dietz bedauert ein wenig, dass das Schlachtfleisch, das er anbietet, diesem Standard nicht entsprechen kann, aber auch hier kann man auf kurze Wege verweisen, die ebenfalls dem Umweltschutz dienen.
Obst und Gemüse findet er man im Vogelsberg eher weniger, zumindest nicht genug, um ein Restaurant damit zu bestücken. Eine Ausnahme bilden Pilze von einer Pilzfarm in Hopfgarten und natürlich die Getränke. Der Saft kommt aus ganz Hessen, das Bier von hier: Das Posthotel Johannesberg bietet das gesamte Sortiment der Lauterbacher Brauerei, zur Freude der Kundschaft. Vielleicht könnte Markus Pfeifer hier Gemüse anliefern?

Kein regionaler Wein: Dirk Kurzawa unterstützt den Non-Food-Bereich

Dirk Kurzawa vertreibt neben Wein nicht nur Produkte aus dem „Food“-Bereich. Foto: Falter

Wein im Vogelsberg? Noch nicht so wirklich, meint Dirk Kurzawa, der Inhaber des Lauterbacher Weinkontors. Noch ist der Klimawandel nicht so weit fortgeschritten, dass der Rebensaft aus eigenen Gefilden kommen kann, bis auf Wingershausen, einen Weinberg gönnt. Allerdings hat auch Kurzawa ein Rahmensortiment mit regionalen Produkten. Wer Wein liebt, schätzt auch Honig aus Grebenhain, Apfel“Sherry“ aus der Rhön, außerdem züchtet Kurzawa Skudden und verkauft seine eigene Salami.
Höhepunkte im Weinkontor sind Wein- und Käseabende mit Käse von den Fuchshöfen, wo die Kühe noch Hörner haben dürfen. Wurst kommt vom Metzger in der Nähe, nicht bio, meint Kurzawa, aber mit kurzen Wegen.
„Bio steht hier neben regio“, meint der Weinhändler und kommt auf seine Salami zurück. Eigentlich, so gibt er zu bedenken, seien die Würste bio, nur eben nicht zertifiziert. Seine Skudden bekommen keine Medikamente, sind auch fast nie krank. Sie futtern direkt vom Magerrasen, der nicht gedüngt wird, außer von den Schafen selbst. Ein Zertifikat, sei es bio oder regio, sorge für Transparenz, so Kurzawa. Hier auf dem Land allerdings kenne jeder die Wege, die das Essen gegangen sei, somit sei Transparenz oft von alleine gegeben. „Man ist, was man isst“, erklärt der Skuddenzüchter mit einem Augenzwinkern, „und wer billiges Schweinefleisch vom Discounter isst, ist eben auch…“ hier grinst er nur noch.
Die regionalen Produkte sowie seine Bio-Weine stehen bei den anderen Weinen und Köstlichkeiten im Regal. Ein eigenes Bioregal lehnt Kurzawa ab, um diese Produkte nicht zu stigmatisieren.
Sein Sortiment wird abgerundet durch Bücher von der hiesigen Buchhandlung „Das Buch“ sowie Designprodukte von Ute Kirst. Hier verlassen wir den Food-Bereich und betreten den Non-Food-Bereich, doch das ist eine andere Geschichte, die soll ein andermal erzählt werden.

 

 

* * *

Regionale Produkte, Regionale Märkte

Teil 1: Der Koordinator. Interview mit Lorenz Kock, Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum

Im Landkreis ist Lorenz Kock daran gelegen, dass alle wissen, was der Vogelsberg zu bieten hat.

Vom Falter


Foto: Krauß

Der Name der Behörde ist sperrig: Im Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum kümmert sich Lorenz Kock um das Marketing des Regionalen. „Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kultur“ heißt sein Sachgebiet. Griffiger klingt der Name der Website „Vogelsberger Original“ (https://vogelsberg-original.de), griffig soll auch das Konzept zur Vermarktung möglichst vieler Produkte sein. Ein Netzwerk ist am Entstehen, erklärt Kock im Gespräch mit FalterFeature, eine regionale Marke, die sowohl im „Food- als auch im Non-Food-Bereich“ helfen soll, bekannt zu machen, was bereits alles existiert und verkonsumiert wird oder noch werden kann.

Was ist „regional“?

Um typische Vogelsberger Produkte zu verkaufen, müsse das „Regionale“ an ihnen zunächst definiert werden, so Kock. Sind im Landkreis hergestellte Schrauben landestypisch? Da es sie bundesweit in genau der gleichen Ausführung gibt, eher nicht. Kräutermischungen mit Vogelsberger Kräutern hingegen seien Imageträger und würden so in das Marketingkonzept mit aufgenommen – sofern die Kräuter auch aus der Region kommen und nicht zugekauft werden müssen. So gesehen hat der Kaffeeröster doch keine Chance, oder? Hier widerspricht Kock. Zwar gedeihe Kaffee im Vogelsberg eher nicht so gut, wenn aber der Veredelungsprozess nur im Vogelsberg entwickelt worden sei und durchgeführt werde, so mache dies aus dem Kaffee ein landestypisches Produkt.
Um regionale Produzent*innen und helle Köpfe aus der Reserve zu locken, habe man einen Wettbewerb ins Leben gerufen. Hier war das Vogelsberger Höhenvieh (vgl. FalterFeature: Demeter: Bio mit Verbandszugehörigkeit, http://www.faltercomix.de/FalterNews/FalterFeature.html ) zunächst sehr angesagt, inzwischen werde jedoch mehr verlangt, als eine hiesige Rindersorte zu züchten. Heute, so Kock, werden konkrete Produkte verlangt, wie zum Beispiel die „Stracke“ vom Höhenvieh. Die Werbung ist laut Kock ein willkommener Nebeneffekt für den jeweiligen Betrieb. Wirbt der Landkreis also mit Leinenprodukten aus Schlitz, die mit Jagdmotiven oder traditionellen Mustern verziert sind, so ist dies ein Alleinstellungsmerkmal für den Kreis, aber die Leineweber werden „nicht unerwähnt“ bleiben und so neue Kundschaft finden, zumal auch der Link zum jeweiligen Unternehmen gleich angeklickt werden kann.

Binnenmarketing: Herkunft aus Birstein kein Hindernis

Die Kundschaft sitzt zunächst im Vogelsberg selber und weiß oft nicht, was unsere heimischen Produzenten zu bieten haben. Warum zu McDonalds schweifen, wenn die Stracke liegt so nah? Oder die Wildwochen? Oder, besser noch, die Gemüseköstlichkeiten, die Markus Pfeifer verteilt und über die wir noch berichten werden? Wer sollte eine auswärtige Agentur bemühen, wenn doch Ute Kirst um die Ecke wohnt? Und wussten Sie, dass Milan Art Kunstwerke und kreative Möbel herstellt, mit Sitz in Nieder-Stoll? Derart angesprochene, heimische Kundschaft, für die der Prophet in seinem Vaterland noch etwas gilt, gehört laut Kock zum Binnenmarketing. Dieser Markt sei klein, erklärt er, er umfasse, statistisch gesehen, knapp über 100.000 Menschen, durch fünf geteilt ergibt dies 20.000 Haushalte, die sich jedoch nicht alle so ohne weiteres von den Platzhirschen der deutschen Marktwirtschaft weglocken lassen.
Bedenke man also, dass die potentielle Kundschaft eher aus dem liberal-intellektuellen Milieu kommt, was laut Kock etwa 10 Prozent der Gesellschaft ausmacht, bliebe ein kärglicher Rest von 5000 Haushalten, für die sich die Vermarktung aber dennoch lohne und Vertriebswege geschaffen werden müssten, soll das Ganze sich rentieren. Hierzu muss man jedoch wissen, dass der Vogelsberg im wirtschaftlichen Sinne etwas weiter gefasst wird. Produkte (und Kunden) aus dem geographischen Vogelsberg, der von Amöneburg bis Bad Nauheim reicht, sind laut Kock ebenso willkommen wie Kauflustige aus Fulda. Die Herkunft eines Produktes aus Birstein ist für Kock kein Hindernis, es auf die Website zu nehmen.

Dass eine gut funktionierende Website, die oft geteilt wird und attraktive Produkte anpreist, für das „Außenmarketing“ unerlässlich ist, versteht sich von selbst. 

Erwünscht ist somit auch, dass die Produzierenden sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, ein neues Produkt, ein neues Design, eine andere Produktionsmöglichkeit, die Website sollte niemals langweilig sein. Mittelfristig soll das Netzwerk zum Selbstläufer werden, hofft Kock: „Wir wollen das Projekt möglichst schnell in die Freiheit entlassen“.

Ökotechnisch an der Spitze

Auf die Gretchenfrage, ob denn auch auf nachhaltige Produktion geachtet werde, antwortet Kock sehr deutlich: „So viel BIO wie nur geht!“. Der Vogelsberg sei Ökomodellregion, mit über 20 Prozent Öko-Anteil in der Landwirtschaft sei unser Landkreis in Hessen an der Spitze. Kock wünscht sich, dass nicht nur der Vogelsberg, sondern ganz Hessen Ökomodellregion würde.

Die Regionalmarke, unter der die Produkte im Internet vermarktet werden, heißt, wie gesagt, „Vogelsberg Original“ (https://vogelsberg-original.de/die-regionalmarke). Da ein eigenes Kontrollsystem derzeit den verfügbaren Rahmen sprengen würde, werden Zertifikate, welche die Betriebe aufzuweisen haben, im Rahmen eines Punktesystems anerkannt. Nur wer eine Mindestanzahl an Punkten erreicht, darf diese Marke nutzen. „Mit Ökozertifikaten hat man einen sehr guten Start“, erklärt Kock und fügt hinzu: „gentechnikfreie Produkte sind natürlich ein Muss. Ohne das geht gar nichts!“.
Wo Landwirte mit Ökosiegeln glänzen können, tut sich der Non-Food-Bereich jedoch schwer. Für Kunst, Handwerk und Design gibt es weniger Auszeichnungen als für Essen. Hier werde viel auf Vertrauensbasis gearbeitet. „Wir verlassen uns auf das Pfadfinderehrenwort“, erklärt Kock. So sollten Rohstoffe möglichst auf ökologischem Anbau kommen, Holz aus zertifizierten Wäldern und Öko-Wolle verarbeitet werden. Allerdings ist ein eigenes Kontrollsystem durchaus im Rahmen des Möglichen, angedacht ist zudem die Zusammenarbeit mit einer Marketinggesellschaft, um die Kosten ein wenig erträglicher zu gestalten. „Regelmäßige Kontrollen erfordern qualifizierte Leute“, sagt Kock, und die seien nun einmal nicht zum Nulltarif zu haben.
Für die Landwirtschaft gibt es in Alsfeld bereits die Agrar-Beratungs- und Controll GmbH (ABCG Alsfeld, https://www.abcg-alsfeld.de ). Mit ihr, so Kock sei man im Gespräch, Kontrollen könnten zudem teilweise an externe Marketinggesellschaften abgegeben werden, wobei die Kosten nicht auf die Produzenten abgewälzt werden sollten. Wie genau all dies aussehen könnte, darüber müsse noch im Rahmen von Info-Veranstaltungen und runden Tischen beraten werden. Im Odenwald würd ein solches Konzept bereits umgesetzt, erklärt Kock, hier könne man voneinander lernen.

Zusammenfassend sagt Kock schließlich, dass es bei der regionalen Vermarktung neben regionalen Bezügen und ökologisch sinnvoller Produktion vor allem die kurzen Wege seien, die der Umwelt bereits nützten.

Fortsetzung folgt: Teil 2: Der Distributor.

 

 

Regionale Produkte, regionale Märkte

Vermarkten, aber wie? Was wird getan?
Ein journalistisches Projekt des BUND
vom Falter


Erlesene Kräutlein und mehr sind typisch für den Vogelsberg. Foto: Falter

Wie schnell ist die Welt wieder groß. Schnell begrenzten in diesem Frühjahr die eigenen vier Wände unser Handeln, und wie schnell lernte auch unsere Regierung, dass es Katastrophen gibt, die uns alle weltweit betreffen können. Katastrophen, die uns darüber nachdenken lassen, wie weit die Wege lebensnotwendiger Gütern sein müssen. „Regionalität“ – das ist mehr als Volkstümelei. Vielmehr beinhaltet dieser Begriff die Wertschöpfung vor Ort, ein gewisses Maß an Autarkie und somit Sicherheit, aber auch die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Dezentralisierung. In anderen Worten: Drei Dorfläden in verschiedenen Orten bieten bessere Arbeitsplätze als zentrale Discounter, die versuchen, mit einem Minimum an Personal auszukommen. Kindergärten vor Ort und kurze Anfahrtswege sichern die Kinderbetreuung während der Arbeitszeit, ganz zu schweigen von Nahrungsmitteln, die nicht künstlich nachgereift oder gar radioaktiv bestrahlt sind, oder von Tieren, denen wenigstens der Transport zum Schlachter und somit unnötiger Stress erspart wird.
Was genau aber meint der Begriff „regional“? Ist eine Schraube, die von einem bekannten Hersteller im Vogelsbergkreis hergestellt wird, denn „regional“? Das Fleisch des roten Höhenviehs? Oder muss es etwas ganz besonderes sein, wie zum Beispiel die „Stracke“ vom Höhenvieh oder der nach Vogelsberger Art geröstete Kaffee, der jedoch selber aus einem ganz anderen Erdteil kommt?
Die Antwort auf einige Fragen „kennt man doch“, andere Rätsel hingegen tun sich jetzt erst auf: Wie weit erstreckt sich die „Region“? Kreisweit? Landesweit? Wie kleine Brötchen muss der lokale Vermarkter backen? Beschränkt sich seine Arbeit auf Hofläden? Oder darf ein lokaler Produzent auch für den Weltmarkt produzieren? Geht es nur um Essen, oder gibt es einen „Non-Food-Bereich“? Wenn ja, welchen?
Die zweite zentrale Fragenreihe bezieht sich auf das „Wie“: Wie wird vermarktet, wie wird produziert, ist das Marketing einheitlich? Gibt es z.B. ein Logo? Ein spezielles Regal im Supermarkt? Oder wäre es besser, die regionalen Produkte einfach zu den anderen zu stellen? Und schließlich die Gretchenfrage: Wie „bio“ sind unsere regionalen Produkte überhaupt?
Und, last, but not least: Wer produziert für wen? Erstreckt sich das Marketing der regionalen Produkte über den Landkreis, ja, über das Land hinaus? Oder sollen lieber die Leute vor Ort animiert werden, keine Äpfel aus Argentinien zu essen und stattdessen unsere Streuobstwiesen zu unterstützen?

Wie man sieht, war alleine das Brainstorming zwischen den Autoren bereits umfangreich. Beim ersten Treff entschied sich das Team für das Abarbeiten von sechs Themenfeldern, angeführt von diesem Pilotartikel.
Wichtig für das regionale Vermarkten von lokalen Produkten sind zunächst einmal die Erzeuger, die ihre Ware über Verteiler an den Mann und die Frau bringen.
Der Kunde und die Kundin entscheiden, ob sie es lieber regional oder international wollen und haben somit sehr viel Macht über Landwirte, Viehhalter*innen, aber auch Künstler*innen in der Region.
Letzteren, den Kunstschaffenden und handwerklich Tätigen möchten wir einen eigenen Artikel widmen.
Ein Fazit wird unsere Arbeit abrunden, mit Eindrücken, Ideen, neuen Erkenntnissen, die unsere Recherchen uns bis dahin gebracht haben werden.

Am Anfang aber steht nicht der Kunde, nicht der Erzeuger, nicht der Verkäufer, nein, ganz, ganz am Anfang kommt der Koordinator.
Lorenz Kock vom Amt für Wirtschaft und ländlichen Raum, Sachgebiet Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kultur, hat er hier die Zügel in der Hand, was regionale Vermarktung anbelangt? Mit ihm fängt daher die Geschichte an. Im nächsten Artikel.

Es folgt: Die erste Reportage: Der Koordinator.

(28.Juli 2020)

 

* * *

 
Schau, Spiel, Ernst

Risiken des Schauspielberufs,
nicht nur während Viren wüten

Teil 2: „Funpaid“: Die Situation des Künstlers in Übersee.
Ein Musiker, Dramaturg und Schauspieler in Kentucky, USA:
Gregory J. Maupin


Bild: Gregory J. Maupin

In Deutschland ist die Situation für Schauspieler nicht rosig, aber verhungern muss keiner, auch greift in Coronazeiten ein anständiger Mieterschutz.  Wie aber stellt sich die Situation in Übersee dar? Inwieweit sind Künstler hier versichert, abgesichert, geschützt? „Es gibt fast nirgendwo mehr Live-Aufführungen und ganze Spielzeiten an Theatern wurden bereits auf Monate im Vorhinein abgesagt“, beschreibt Gregory J. Maupin, Musiker, Dramaturg und Schauspieler bei „Kentucky Shakespeare“ die Situation während der Corona-Krise.

 „Kentucky Shakespeare“ bietet neben jährlichen Aufführungen im Central Park einer Stadt namens Louisville und einer Tour, die durch diverse Parks in Kentucky  führt, noch verschiedene Kurse an.
Finanziert wird das Theater durch eine Stiftung, durch Sponsoren, aber auch die Regierung trägt einen Teil dazu bei, wie man auf der Homepage der Organisation nachlesen kann.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind derzeit arbeitslos. Sie können nicht proben, Aufführungen sind verschoben, bis zum achten Juni müssen sie noch warten, dann geht es weiter.  Auch Gregory Maupin muss bis zu diesem Datum durchhalten. Wie Martin Menner aus Deutschland ist er durch seine Frau finanziell ein wenig abgesichert, doch ist auch sie Schauspielerin und derzeit arbeitslos.
Gibt es ein Pendant zur deutschen Künstlersozialkasse? Wo sind Schauspieler versichert? Zu meiner Verblüffung weiß Maupin dies nicht. ADA, auch hierzulande unter dem Begriff „Obamacare“ bekannt, scheint recht beliebt, doch weiß Maupin dies nur aus Gesprächen und Anekdoten, eine Versicherung für alle Akteure scheint es nicht zu geben.
Laut Maupin sind die üblichen Versicherungen des Durchschnittsamerikaners solche gegen Krankheit und Unfälle („injury“). Arbeitslosenversicherung gibt es, aber normalerweise, so sagt er, seien Freiberufler und Zeitvertragsarbeiter nicht versichert, dies gelte auch und gerade für Schauspielerinnen und Schauspieler, sofern sie nicht an größeren Staatstheatern fest angestellt sind.
Dieser Versicherungsschutz reicht nicht wirklich aus, weder in Zeiten von Corona, noch bei Arbeitsunfähigkeit. Allerdings habe der Staat Kentucky, wie viele andere Staaten, den Zugang zu Arbeitslosenversicherung erleichtert, sodass Schauspieler nun nicht leer ausgehen. Auf der Homepage des „Commonwealth of Kentucky“ stehen in der Tat Kontaktdaten, Telefonnummern, an die man sich in Notsituationen wenden kann, allerdings ist dort auch zu lesen, dass die entsprechenden Stellen offensichtlich überlastet sind.
Natürlich komme man auch hier um Bürokratie nicht herum, doch Maupin meint, er habe schon Schlimmeres gesehen.
 Subventionen vervollständigen das Angebot, und Wohltätigkeitsorganisationen wie „Revolutions per Minute“ , die Spenden sammelt und Künstler in Not helfen möchte,  versuchen, Schauspieler und Musiker in schwierigen Situationen aufzufangen.  So bietet das „Kentucky Arts Council“ verschiedene Formen der finanziellen Hilfe an, von einmaligen Zahlungen an besonders verdiente oder an Nachwuchskünstler bis hin zur Unterstützung, die z.B. ein Theater ein Jahr lang am Leben hält. Diese Beihilfen können bei der Regierung von Kentucky beantragt werden. Inwieweit diese Gelder jedoch auch wirklich geflossen sind, darüber schweigt diese Website sich aus.
Etwas informativer ist das U.S. Bureau of Labor Statistics, dem man immerhin entnehmen kann, dass der durchschnittliche Bühnenkünstler in den Staaten um die dreißig Euro pro Stunde verdient.  Auch liest man da, dass in Kentucky im März diesen Jahres 5,6% der Einwohner arbeitslos waren, die Arbeitslosenrate war zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zum Vorjahr um 1,6% gestiegen.
Was aber bekommt der Mime in Krisenzeiten? Eine Onlinezeitung namens „WKYT“ hat recherchiert, und Garrett Wymer aus Frankfort, Kentucky, zitiert den dortigen Gouverneur,  Andy Beshear. Beshear zeigte sich zuversichtlich, dass noch genug Geld auf den entsprechenden Konten sei, um die Arbeitslosen bis zum Frühsommer zu versorgen, doch dachte er bereits über einen Kredit bei der amerikanischen Bundesregierung nach.  Dies, wie die Tatsache, dass Jordan Harris vom unabhängigen Pegasus Institut, einem  Thinktank aus der Region, den Geldvorräten nur noch einige Wochen zugesteht, bis sie ausgegeben sind, deutet darauf hin, dass Gelder geflossen sein müssen. Auf Twitter zitiert WKYT allerdings einen frustrierten Arbeitslosen, der seit Wochen versucht, an sein Geld zu kommen und offensichtlich mit sich ständig ändernden Voraussetzungen zu kämpfen hat.

Maupin, wie zuvor Menner, fällt es schwer, der Krise gute Seiten abzugewinnen, doch fallen ihm einige Beispiele ein, welche die kritische Situation etwas abmildern. Er freut sich über neue Wege, wie die kreative Gesellschaft sich online versammeln kann. Allerdings gibt er im gleichen Satz zu bedenken, dass er als Schauspieler und Musiker für Live-Aufführungen ausgebildet sei, Auftritte im Netz seien nicht dasselbe. Auf Twitter fiel der Ausdruck „funpaid“ für unbezahlte künstlerische Arbeit im Netz.
Maupin  schätzt sich glücklich, dass seine Firma ihm die Gelegenheit gibt, auf andere Weise Geld zu verdienen. So bietet er Shakespeare-Workshops an, die er auch auf der Plattform „Zoom“ geben kann und deren Anzahl verdoppelt wurde. Die emotionale Unterstützung zwischen dem Theater und befreundeten Musikern sei gut. Allerdings findet er die Situation emotional sehr anstrengend. Eine Mattscheibe sei nun einmal kein Mensch. Die Zukunft der Liveauftritte sei ungewiss, die Prognose ändere sich täglich. Zwar habe dies immer schon auf das Theater zugetroffen, doch findet Maupin die Situation diesmal ungleich extremer.

Den Coronakoller bekämpften seine Kolleg*innen in den Staaten auf verschiedene Weise. Einige schrieben ihren eigenen „König Lear“, andere würden die Zeit für ein stilles Aufladen ihrer Energien nutzen, andere wiederum vor Angst schlottern. „Die meisten machen eine Kombination aus all dem, das hängt ganz vom Tag ab“.

 

Quellen Teil  2:

Internet:
https://obamacarefacts.com/obamacare-website/  07.05.2020 19:22
https://kyshakespeare.com/   07.05.20 19:23
https://billsupport.org/?fbclid=IwAR0eOOZZpBd9n1HoFI_pYNvHPhbAxz10FLqfWkPIIcpHsi3_0Ngm0SrgjU8    07.05.2020 19:24
https://kentucky.gov/Pages/Activity-stream.aspx?n=GovernorBeshear&prId=98   07.05.2020 19:27.
http://artscouncil.ky.gov/KAC/Applications.htm   10.05.2020 11:56
https://greatnonprofits.org/org/revolutions-per-minute   10.05.2020 17:28
Bureau of Labor Statistics:  https://www.bls.gov/oes/2018/may/oes272011.htm    14.05.2020 18:23
https://www.wkyt.com/content/news/WKYT-Investigates--Ky-unemployment-dollars-drying-up-as-pandemic-shutdown-drags-on-570312681.html   14.05.2020  18:36
https://twitter.com/philtvnews/status/1260961270481793024/photo/1  14.05.2020 19:10
https://www.wkyt.com/content/news/WKYT-Investigates--Ky-unemployment-dollars-drying-up-as-pandemic-shutdown-drags-on-570312681.html   14.05.2020 19:11
https://www.wkyt.com/content/news/Kentucky-unemployment-claims-released-thousands-still-waiting-for-benefits-570470111.html  14.05.2020 19:11

Andere Quellen:
Maupin, Gregory J., Dramaturg, Musiker und Schauspieler bei Kentucky Shakespeare, Mitteilung per Mail vom 05.05.2020
Foto: Gregory J. Maupin

 

 

Teil 1: Ein Freiberufler in Deutschland: Martin Menner

 

„Die Corona-Krise bedroht die freie Szene in ihrer Existenz. Künftige Sparrunden könnten die Lage noch verschlimmern.“ So stand es am ersten Mai, dem Tag der Arbeit, bei „Verriss und Vorurteil“ zu lesen, einer Website mit Theaterpodcasts und Beiträgen zum Schauspiel in Deutschland. Manche Theater plündern ihre Archive und zeigen Videos von Aufführungen im Internet, um ihre Kundschaft bei der Stange zu halten, wie das „Kentucky Shakespeare“-Theater, das auf diese Weise jede Menge Fans aus Übersee begeistert, aber auch deutschland- und europaweit kann man sich dieser Tage bilden wie nie zuvor.   Weder die Theater noch die dort Arbeitenden bekommen dafür Geld, es sei denn die Zuschauer spenden. Die Schauspieler sind jedoch zum Nichtstun verdammt, viele arbeitslos, können nicht proben.
In Deutschland scheinen die Künstler noch relativ gut abgesichert, gibt es doch die Künstler-Sozialkasse. Dies war nicht immer so, der Schutz freischaffender Künstler ist in unserem Land noch jung.  Auf der Homepage der KSK ist zu lesen, dass  „Das am 01.01.1983 in Kraft getretene Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG) (…)  selbständigen Künstlern und Publizisten sozialen Schutz in der gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung“ anbiete. Dabei zahle der Arbeitnehmer nur etwa die Hälfte der Versicherungsbeiträge, alles weitere würde über die Künstlersozialversicherung finanziert, unterstützt aus Mitteln des Bundes und der so genannten „Verwerter“, derjenigen Unternehmen, die künstlerische und publizistische Leistungen verwerten.  

Also:  Wer will, meldet sich an, gibt als Beruf „Schauspieler“ an und ist versichert – denkt der Laie? Die Wirklichkeit ist natürlich komplizierter, erklärt Martin Menner, freiberuflicher Schauspieler aus Würzburg.  Um zu verhüten, dass jeder, der „in seiner Scheune etwas vor sich hinmurmelt, als Schauspieler gilt“, schreibt die KSK einen Mindestverdienst  vor, d.h. der Verdienst eines Schauspielers muss über dem eines geringfügig bezahlten Jobs liegen. Außerdem  müsse der Akteur zeigen, dass seine Kunst publikumswirksam sei, indem er Kritiken und Spielpläne vorzeige.  Wörtlich heißt dies bei der KSK: „Erzielt ein selbständiger Künstler oder Publizist nicht mindestens ein voraussichtliches Jahresarbeitseinkommen, das über der gesetzlich festgelegten Grenze liegt, so ist er versicherungsfrei. Das bedeutet, dass weder eine Versicherungspflicht in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung noch in der Rentenversicherung besteht.“ Bei der KSK liegt die Grenze ab 325 Euro monatlich. Berufsanfänger sind besonders geschützt. Doch was, wenn ein „Versicherungsfreier“ krank wird?  Die „Frankfurter Rundschau“ hat einen Ratgeber zu diesem und ähnlichen Themen zusammengestellt. Wer versicherungsfrei ist, muss sich dennoch krankenversichern, kann dies im Krankheitsfalle auch rückwirkend tun, allerdings verschuldet er sich, wenn er die Beiträge nicht zahlen kann. Sie werden irgendwann fällig.
Problematisch sind außerdem Gagen, die nicht „offiziell“ gezahlt würden, wie es gerade in der freien Szene oft üblich sei. „Solche Gelder kann man nicht nachweisen und sie fehlen dann bei der Einkommensgrenze“, erklärt Menner.
Seit dreißig Jahren arbeitet Menner als Schauspieler, da hat er eigenen Angaben zufolge oft Menschen kennengelernt, die scheinbar gut im Geschäft waren. Sie versicherten sich aber nicht bei der KSK, und bevorzugten es,  im Hier und Jetzt einen besseren Lebensstandard zu haben. Dabei, so Menner, biete die KSK gewisse Vorteile, wie zum Beispiel eine höhere Rente bei Beiträgen, die nicht höher als bei gesetzlichen Versicherungen seien, auch seien die Beiträge zur Krankenversicherung akzeptabel, wie auch der Homepage zu entnehmen ist – siehe oben.

Zwei Bekannte nennt Menner, die sehr gebeutelt sind von der derzeitigen Situation. Einer sei schwer depressiv, Soforthilfen griffen nicht, als Freiberufler habe er auch keinen Anspruch auf  Soforthilfen, da er dafür Betriebsausgaben geltend machen müsste. Als Ein-Mann-„Theater“ ohne eigene Räumlichkeiten gelingt ihm dies nicht. Ein weiterer Bekannter bezieht Rente, die ihn aber nicht ernährt, sodass er weiter auftreten muss. Er ist Musiker, seine Auftritte brechen jetzt weg. Sein größtes Glück ist ein verständnisvoller Vermieter, der ihm zurzeit die Miete stundet.

Für nicht unproblematisch hält Menner die Bürokratie, mit der sich gerade kreative Künstler oft schwertun. Allerdings, so gibt er zu bedenken, sei dies auch Auffassungs- bzw. Ländersache. Wo in einem Bundesland ein einziges Formular ausreiche, müsse man sich in anderen Ländern durch einen Behördendschungel kämpfen.
Zum Glück, so Menner, seien viele Töpfe aufgetan worden, Online-Petitionen würden nach wie vor geteilt, Aufrufe an die Politik seien nicht umsonst gewesen, wie zum Beispiel zahlreiche Aufrufe des Bundesverbands darstellende Künste, die auf dessen Website nachzulesen sind. Der Bundesverband spricht sich  unter anderem für Planungssicherheit in der freien Kunst und eine bessere Förderung freier Künstler aus.
Laut Menner haben sowohl bundesweit als auch lokal die Verantwortlichen schnell reagiert. Allerdings sei an die Künstler noch kein Geld geflossen. Stellenweise müssten zehntausende von Anträgen bearbeitet werden, dies zieht sich. Zudem ist der Nutzen der Zuschüsse, wenn sie denn fließen, unterschiedlich. So bedeuteten 1000 Euro auf dem platten Land ein akzeptables Einkommen. Hier sind die Mieten niedrig, ebenso die Lebenskosten im Allgemeinen. In einer Stadt wie Berlin wäre die gleiche Summe eher ein kleiner Zuschuss für die Miete.  A propos Mieten: Laut Info der Bundesregierung darf einem Mieter, der vom 1. April bis 30. Juni 2020 seine Miete nicht zahlen kann, zwei Jahre lang nicht gekündigt werden.Zudem bezieht sich auch hier das Anrecht auf Unterstützung auf Betriebsausgaben, nicht auf ausgefallene Gagen. Mit anderen Worten: Für einen Handwerker, der eine Bürokraft unterhält, Miete für die Werkstatt bezahlt, werden diese gefüllten Töpfe eine Erleichterung sein, nicht aber für einen freischaffenden Künstler, der in seiner Privatwohung übt und mit seinem Privat-PKW zum Auftritt fährt.

Die Wertschätzung der Kunst liegt Menner am Herzen. Bei der Eröffnung des Europakonzertes der Berliner Philharmoniker sagte Bundespräsident Franz Walther Steinmeier: „Kunst und Kultur sind wie Lebensmittel, keine verzichtbaren Nebensachen.“ Solche Botschaften gibt es laut Menner einige, auch Politiker wie Steinmeier, die sich dessen bewusst sind, welchen Wert Kunst und Kultur für uns alle darstellen, gibt es genug. Allerdings würde diese Meinung von der breiten Bevölkerung nicht gehört. Regelrecht symbolisch mute es an, wie Steinmeier seine wichtige Botschaft in eine leere Philharmonie hinein verkündete.
 
Hierbei würde übersehen, dass Kunst und Kultur nicht in Museen und Konzerthallen versackten, sondern vielmehr den gesellschaftlichen Diskurs befeuerten, und zwar auch außerhalb der Kultur. Umso schlimmer, dass die Bedeutung der freien Szene als solche in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen würden. Wäre dem so, vermutet Menner, würde man in den gesellschaftsrelevanten Bereichen auch von der Kunst sprechen. Er verweist an dieser Stelle auf eine Kleinstadt im Vogelsberg, in der er mehrere Auftritte hatte, die aber auf kaum Wertschätzung und Unterstützung durch Stadt, Kreis oder Land hoffen darf. Bei einer seiner Veranstaltungen sagte ein Vorstandsmitglied des ausrichtenden Kulturvereins: „Was wäre unsere Stadt ohne Kultur?“ und Menner fügt hinzu:  „Was wäre sie ohne Künstler, Ehrenamtliche, und so weiter – es ist nicht zu glauben, wie wenig Unterstützung dieses Szene erfährt!“. Wäre es anders, so vermutet Menner, „würden wir nicht gerade ein solch furchtbares Desaster durchlaufen.“  Der besagte Kulturverein tut bereits das Seinige, er zahlt den Künstlern fünfzig Prozent ihrer Gagen für die derzeitig ausgefallenen Veranstaltungen, finanziert durch Spenden des Publikums.

Hilfen außerhalb der öffentlichen Hand seien Spenden, Leihgaben, Trägervereine, Werbeeinnahmen, zum Beispiel durch Logos von Firmen auf Programmheften. Auf diese Gelder seien Kunstschaffende angewiesen, in den Vereinigten Staaten womöglich noch mehr als in Deutschland. Menner verweist auf die so genannte Off-Szene. Unternehmen wie Sparkassen oder örtliche Brauereien betätigten sich als Unterstützer und Mäzene, ohne diese ginge es nicht. Inwieweit das Mäzenatentum auch zur  Krisenbewältigung beitrage, kann Menner jedoch nicht sagen.

Der Beruf des Schauspielers, bestätigt er, sei ohnehin ein unsicherer. Ein Engagement bekomme man für eine Saison, ein Projekt, oder eine Inszenierung, danach wisse man nie, ob man weiter übernommen werde, Corona mache die Sache nicht einfacher.

Ob denn die derzeitige Krise auch ihre guten Seiten hätte, möchte ich wissen. Das hängt laut Menner von der Verfassung des jeweiligen Künstlers ab. Ein Depressiver wird der Isolation und den damit einhergehenden wirtschaftlichen Problemen weniger abgewinnen können als jemand, der psychisch gesund ist und, zum Beispiel durch einen dazuverdienenden Partner, finanziell aufgefangen wird. Viele machten aus der Not eine Tugend, träten in Höfen von Altersheimen auf oder im Internet. Je länger Corona andauere, umso mehr Möglichkeiten würden wohl gefunden werden, auch Möglichkeiten des Sponsorings. Zum Beispiel hat die Stadt Würzburg ein Programm zur Unterstützung von Künstlern, die online produzieren.

Menner selbst kann, was ihn betrifft, der unfreiwilligen Pausenzeit durchaus Gutes abgewinnen. „Corona bietet Zeit, sich mit neuen Projekten zu beschäftigen.“, sagt er. Viele Musiker arbeiteten an einem neuen Album und nutzten die neuen Medien zur Zusammenarbeit. „Wenn das Finanzielle gesichert ist, kann man in Ruhe arbeiten.“
Er selber hat in den ersten beiden Coronawochen ein angefangenes Stück fertiggeschrieben, und dann zwei Lesungen erarbeitet, hier fiel der Zeitdruck weg, als die Termine abgesagt wurden. Dann hat er „Projekt Gutenberg“ für sich entdeckt, wo man im Internet eine große Auswahl an Literatur lesen kann, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist. Man hört ihn regelrecht schmunzeln: „Wenn man damit erst mal angefangen hat, kann man so schnell nicht mehr aufhören!“ Für Lesungen eine Quelle der Inspiration und des Materials: „Mal sehen, was ich damit machen kann“, überlegt der Künstler und fügt hinzu: „Mir wird nicht langweilig“.  Er sei es gewohnt, alleine zu Hause zu arbeiten, auch die wirtschaftliche Lage ist für ihn dank seiner Frau  kein Problem.

Dies alles darf laut Menner jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass der direkte Kontakt zum Publikum durch nichts zu ersetzen ist. Die Atmosphäre im Theater, wenn man mit anderen Menschen zusammen die Kunst genießt, „und vorne stehen welche und die spielen jetzt und hier“, das sei unersetzlich, für den Zuschauer, aber auch für den Künstler.
Abgefilmte Vorstellungen seien einfach nicht das gleiche: „Nimm einem Chirurgen das Messer, nimm einem Schriftsteller das Papier, das ist in etwa damit vergleichbar, einem Schauspieler die Bühne zu nehmen. Da weiß ich nicht, wie sich das entwickeln würde, wenn es das nie wieder geben könnte.“

 

Fortsetzung folgt

 

Quellen / Sources:

Internet:
https://verrissundvorurteil.podigee.io/   01.05.2020 18:33
https://kyshakespeare.com/ 04.05.2020 19:18
https://www.kuenstlersozialkasse.de/die-ksk/leistungen.html 04.05.2020
https://www.kuenstlersozialkasse.de/kuenstler-und-publizisten/voraussetzungen.html   06.05.2020 16:31
https://darstellende-kuenste.de/de/ 04.05.2020 20:28
https://www1.wdr.de/kultur/kulturnachrichten/steinmeier-kunst-wuerdigung-100.html  04.05.2020 20:34
https://www.wuerzburg.de/themen/kultur-bildung-kulturangebot/neues/525973.ZUGABE-Wuerzburger-Kultur-erleben-8211-egal-wann-egal-wo.html 04.05.2020 20:43
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/corona-informationen-miete-verbraucherschutz-1734914   06.05.2020 16:55
https://www.fr.de/ratgeber/geld/keine-krankenversicherung-jetzt-11244138.html  06.02.2020 17:52

Gespräche / interviews:
Menner, Martin, mündliche Mitteilung  vom 01.05.2020
Ansprache zu einem der Auftritte Martin Menners, mündliche Mitteilung vom 04.05.2020

 

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Landwirtschaft heute
Das Abenteuer einer Landwirtschaftsrecherche zu den
Themen Bio und dem Agrarumweltpaket von 2019

Teil 1: Das Schweigen der Ämter und der Aufschrei des Geknechteten
Teil 2: Schweine auf Metall und Kühe auf Kompost
Teil 3: Mutterkorn und Ackerbrachen
Teil 4: Bio ohne Verbandszugehörigkeit
Teil 5
: Demeter - Bio mit Verbandszugehörigkeit
Teil 6: Fazit, vorerst

 

 

Teil 1: Das Schweigen der Ämter und der Aufschrei des Geknechteten


Foto: Krauß

 

Beim Landkreis beißt man auf Granit: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die Pressestelle des Vogelsbergkreises […] Anfragen von Privatpersonen nicht beantworten kann. Wir können in diesem Punkt auch keine Ausnahme machen“ heißt es hier. Es hat lange gedauert, bis diese Antwort vorlag. Was denn einem Landwirt geraten würde, wenn er Biobauer werden wolle, hatte ich gefragt, außerdem möchte ich erfahren, warum die Bauern so heftig gegen das Agrarumweltpaket von Ministerin Klöckner demonstrieren und grüne Kreuze aufstellen.
Bleiben wir vorerst beim Thema Bio. „Modellregion Vogelsberg“ war ein Tipp eines Mitglieds des BUND-Kreisverbands, dort war ein Herr Mario Hanisch angegeben, der sich zunächst in Schweigen hüllte. Dies war im November 2019. Im Dezember, nach mehrmaligem Anrufen und Anmailen, verwies Hanisch an die Pressestelle des Landkreises, ein Gespräch fand dann dort recht zeitnah statt, die obige Antwort erreichte mich im Januar. Wäre ich Bäuerin, hätte ich bereits den Pflug ins Korn geworfen und eine weitere Ladung Glyphosat bestellt. In Großstädten wird diese Chemikalie schon lange nicht mehr eingesetzt, wie die FAZ am 15.07.2019 berichtete, aber was wissen Großstädter schon von der Landwirtschaft?
 
Ebenso zwecklos ist ein Anruf bei Thomas Schindler vom Beratungsteam Ökologischer Landbau, Landwirtschaftszentrum Eichhof. Er reagiert gar nicht, weder auf Mails noch auf Telefonate, allerdings nicht aus Desinteresse, wie mir mehrere Informant*innen sagen, sondern weil er vor lauter Nachfragen zahlreicher Landwirte kein Land mehr sieht.

Informativer ist hier Volker Lein, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes. Er schäumt vor Wut, Grund seines Zorns ist ein Leserbrief zum Agrarumweltpaket, welcher dieser Recherche voranging.  Lein verbittet sich „bauernbashende Hetzleserbriefe“, geprägt von „landwirtschaftlicher Ahnungslosigkeit und sehr einseitig ausgerichteter Sichtweise“.  Zwar möchte er kein Fürsprecher für Glyphosat sein, doch müsse ein Landwirt seinen Acker mehrmals bearbeiten, um ihm beikrautfrei für die Lebensmittelerzeugung zu bewirtschaften – interessant ist an diesem Punkt die Meinung eines Demeterlandwirtes, auf die wir noch zu sprechen kommen. Das beikrautfreie Bewirtschaften bedeute in der Regel zwei- bis viermalige zusätzliche Überfahrten, wobei bei jeder Überfahrt Diesel und Stickoxide  in die Umwelt verblasen, CO2 freigesetzt, weniger Humus aufgebaut würde (mit Glyphosat gibt’s also mehr Humus?) und vielen Bodenlebewesen würde so der Garaus gemacht, was, durch Pestizide offensichtlich nicht geschieht.  Glyphosat tötet nur Pflanzen, diese aber konsequent, was Herrn Lein nicht weiter stört.
Auch den vorgeschriebenen Abstand zu Gewässern, die von Düngemitteln und Pestiziden, findet Lein eher absurd: „Vier Meter sind fachrechtlich sinnvoll“, so meint er, „warum nicht gleich 20 oder 50 Meter, oder noch besser gar nix mehr machen. Sie [die Autorin] kommen dann mit ihren Freunden und bekämpfen durch den Einsatz ihrer körperlichen Fähigkeiten die sich dann ausbreitenden Problembeikräuter (Riesenbärenklau, Johanneskreuzkraut (sic) und was sonst in Zukunft noch alles angeschleppt wird).“  Ich lese mir den verzweifelten Aufschrei eines Geknechteten durch und überlege, ob es auf Demeterhöfen keinen Bärenklau gibt und wenn nicht, warum.
Im folgenden Absatz findet Lein freundlichere Worte. Das Insektenschutzprogramm, so schreibt er, treibe die Bauern nicht in den Ruin, allerdings verbittet er sich „ideologisch gesteuerte Verbote“. Schließlich gebe es, gerade im Vogelsberg, viele freiwillige Maßnahmen. Lein hält den Insektenschwund für ein „gesamtgesellschaftliches Problem“, denn schließlich sei dies nicht von den Bauern alleine zu lösen, immerhin habe es in den letzten dreißig Jahren ein fünffaches Fahrzeugaufkommen, Lichtverschmutzung, Windkraft, Strahlungen aller Art etc. gegeben.
Menschen, die so sprechen, geben immerhin zu, beteiligt zu sein.
Das Tierwohllabel, so Lein, brauche man nicht, es gäbe „eine Vielzahl [von Tierwohllabels, der Verfasser] schon im Handel.“  Hier beginnt nun das bei Landwirten übliche Verbraucherbashing: Würden die Verbraucher doch nur kaufen, was sie in Umfragen behaupten, kaufen zu wollen!  Die Düngemittelverordnung hält er für zu kompliziert, um sie an Ort und Stelle zu besprechen, Tierhaltungsverzicht, so Lein, gehöre zu den „Wohlstandsproblemen“. „Ich kann Sie trösten“, so wütet er weiter, „es wird bald noch weniger Tiere im Vogelsbergkreis geben. Auch wir werden deutlich abstocken, um noch mehr Flächen zu extensivieren und Extensivierungsprämienoptimierung zu betreiben.“  Er rechnet vor: „Bio = weniger Ertrag + doppelte bis dreifache Flächenprämie“.  Alle Bauern sollten das machen, so meint er, denn dann würden sich die Verbraucher freuen, die teureren Lebensmittelpreise zahlen zu dürfen.
Ich denke an teures Benzin, das inzwischen anstandslos von jedem bezahlt wird, an Rauchverbote in Kneipen, die für einige Wochen für Furore sorgten, dann aber ohne mit der Wimper zu zucken akzeptiert wurden und an die Subventionen, zuletzt eine Milliarde Euro zusätzlich, die von den dümmlichen Verbrauchern ohne Murren an die Landwirte übergeben werden, stammen sie doch aus unseren Steuergeldern, sprich, aus den Taschen des deutschen Michel.
Zuletzt legt Lein mir nahe, einmal einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb, sprich: seinen, zu besichtigen. Gerne gehe ich auf sein Angebot ein, schreibe dies in einer freundlich-naiven Antwortmail und höre nie wieder was von einem armen, missverstandenen Welternährer, der, wie so viele Bauern, „mit überregionaler, sehr einseitiger Berichterstattung leben“ muss, „Tendenz steigend“. Welch Glück, dass im „Lauterbacher Anzeiger“ im Januar 2020 eine halbseitige Hasstirade auf Verbraucher und das Agrarpaket unkommentiert und anscheinend kaum redigiert abgedruckt wird. Das mildert das Unverständnis ein wenig, dem Lein und seine Kollegen ausgeliefert sind.

 

 

Teil 2: Schweine auf Metall und Kühe auf Kompost

 


Diesem Schwein geht es gut, es wird artgerecht gehalten. Foto: Falter

 

Ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb… mit einem kooperativen Bauern – die Lösung liegt nahe, genau genommen durfte ich mich bereits im Sommer informieren.  Wozu gibt es den „Hessentag“? Die Antwort auf viele meiner Fragen finde ich in unmittelbarer Nähe eines Tierschutzstandes.
Freundlich, zumindest zu den Besuchern, ist das „Schweinemobil“, das auf dem Hessentag in Bad Hersfeld, aber auch auf dem „Tag der Regionen“ die Interessierten informiert. Ein Metallstand ist hier aufgebaut, blank poliert, mit einigen Jungschweinen, knapp dem Ferkelalter entwachsen, schätzt der Laie. Die sauberen rosa Überläufer liegen in der prallen Sonne, die Spalten des Fußbodens haben rote Striemen auf dem Rücken hinterlassen, denn außer Liegen haben sie nicht viel zu tun, auch wenn die Box noch Platz böte und in der Ecke ein „Spielzeug“ hängt, Plastikteile an einem Seil, das die Wutzen jedoch nicht zu interessieren scheint. Die Schweine an die frische Luft zu lassen sei „nicht üblich“, erklärt die Dame am Stand, und das mit dem Wühlen sei auch nicht gewollt. Auf die offensichtlich kupierten Schwänze angesprochen, meinte die Bäuerin, dass Schweine beim Kupieren des Schwanzes nichts empfänden, das Ganze sei „wie Fingernagelschneiden“.  Das sieht die Bundestierärztekammer aber anders: „Diese Praxis verstößt gegen geltendes Tierschutzrecht“ heißt es in einem Artikel zum nationalen Aktionsplan Schwanzkupieren bei Schweinen. Laut EU-Recht, so heißt es weiter, sei das Schwanzkupieren bei Schweinen seit 1991 bereits verboten. Der Nationale Aktionsplan für Deutschland wurde 2018 von der Agrarministerkonferenz beschlossen und besagt, dass Ferkelhalter nachweisen müssen, dass „der Eingriff für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz unerlässlich ist“. Papierkrieg, den Landwirte offensichtlich gerne in Kauf nehmen, um weiterhin Schwänze zu kupieren, denn von den in diesem Schreiben geforderten Maßnahmenplänen zur Risikominimierung in Betrieben, in denen nach zwei Jahren immer noch Schwanzbeißen auftritt ist beim Schweinemobil keine Rede.
Etwas engagierter wird das Gespräch, als die immer noch lächelnde Hostess das Kastrieren der Ferkel verteidigt, auch hier sind Schweine offensichtlich völlig unempfindlich. Ehe der interessierte Besucher anfängt, allzu genau über diese Ausführungen nachzudenken, setzt die Damen zu Vortrag Nummer zwei an. Dieser Vortrag, handelt vom Bauernhof ihres Großvaters, der heute ohne Massentierhaltung nicht mehr vorstellbar sei und der doch unbedingt gerettet werden müsse. Es wäre interessant zu wissen, was diese Rettung den Steuerzahler schon an Subventionen gekostet hat. 
Die Bäuerin unterbricht auch diesen Gedanken und weist darauf hin, dass die Landwirte ja „uns alle ernähren“ und dass sie „für den Weltmarkt“ produzieren, „für China“.  Ich stelle mir vor, wie dort ein Sack Reis umfällt. Im Weitergehen höre ich noch ein paar hämische Bemerkungen in Richtung der Ferkel: „Hähä, morgen geht’s zum Schlachter!“ Die Bäuerin kichert über diesen Witz eines Marktbesuchers.
Das Schweinemobil kann über das „Forum Moderne Marktwirtschaft“ ausgeliehen werden, ein Netzwerk, das (offensichtlich konventionelle) Landwirte bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. „Journalisten sind Meinungsmultiplikatoren“ ist hier zu lesen, sie „bestimmen maßgeblich die öffentliche Diskussion. Wissen über ihre Arbeit erleichtert das Zusammenkommen.“  

Einen Kompromiss hat Bauer Meier gewählt. Sein Ton ist rauer als der beim Schweinemobil, aber entschieden höflicher als der von Volker Lein.  Meier steht kurzerhand vor meiner Tür, nachdem ein Leserbrief von mir erschienen war, und verbittet sich „Bauernbashing“. Ungehalten zwar, engagiert, aber sachlich.  Er fühlt sich beleidigt, schließlich seien nicht alle so wie in meinem Leserbrief beschrieben. Ob er denn Pestizide verwende? Nein, sagt Meier, und auch von Glyphosat habe er sich schon längst verabschiedet. Seine Kühe, so Meier, hätten Auslauf, Anbindehaltung sei schon lange passé bei den meisten Milchviehbetrieben und er betreibe eine Biogasanlage, die von zahlreichen Kollegen mitbenutzt würde. Antibiotika kämen nur im Krankheitsfall zum Einsatz. Dann, so meine Antwort, sei er doch gar nicht angesprochen gewesen. Angesprochen waren jene Landwirte, die, angestiftet durch „BauerWilli“, dem Liebhaber von Schering und Monsanto und Vertreiber der Chemikalie Betanal maxxPro, grüne Kreuze ins Feld gesetzt hatten. Meier ist verdutzt. Eigentlich wollte er eine Richtigstellung verlangen. Wir einigen uns darauf, gemeinsam seinen Betrieb zu besichtigen, wo wir anscheinend zufriedene Kühe vorfinden, die allerdings keine Hörner haben dürfen – sie wurden weggezüchtet. Sie würden sich sonst allzu hart anrempeln, erklärt Meier. Die Kühe, alle dem Bauern namentlich bekannt, liegen auf Holzspänen, in einer speziellen Abteilung ruhen ihre Schwestern, die gesundheitlich noch nicht auf der Höhe sind. Eine hat gerade eine schwierige Zwillingsgeburt hinter sich, eine weitere braucht Ruhe, die sie auch bekommt. Antibiotika und Impfungen sind so nicht nötig. Für eine Stabilisierung des Immunsystems sorgt zusätzlich die frische Luft, die den Stall durchströmt und für angenehme Atmosphäre sorgt.
Die Kälber bleiben 48 bis 60 Stunden bei ihren Müttern, dann werden sie getrennt, Muttermilch gibt es bis zum 40. Tag, danach wird auf Nährlösung umgestellt. Meier bedauert dies, doch müsse er wirtschaftlich arbeiten. Die Milch wird für den Verkauf gebraucht und ein Kalb säuft immerhin 16 Liter täglich von den insgesamt 32 Litern, die ihre Mutti im Euter hat. Stolz ist Meier allerdings auf seine Kälberbuchten, haben sie doch das 2,5-fache der gesetzlichen Größe. Im Sommer gibt es einen „Almauftrieb“, die Kühe, die man draußen sieht, „stehen trocken“, das heißt, sie geben bis zur Geburt ihres nächsten Kalbes keine Milch.

Die Streu in Meiers Ställen, 30 Zentimeter Einstreu, wird zweimal täglich „gegrubbert“, das heißt mithilfe einer speziellen Maschinerie und ordentlich kuhgemachtem Dünger langsam in Kompost verwandelt, der wiederum die Biogasanlage in Gang hält, um sie als Humus wieder zu verlassen. Spaltenböden sind so nicht nötig, die Kühe liegen warm und weich im Liegebereich, die etwas gröbere Streu ist vor dem Futtertrog, wo sie ohnehin stehen und nicht liegen. Dort sind auch ihre festen Fressplätze, wo sie während der Fütterung kurz angebunden werden, eine Notwendigkeit, denn eine Kraftfutterstation braucht Meier so ebensowenig wie unnötige Arzneimittel. Eine automatische Kuhbürste sorgt für weiteres Wohlbefinden. Wer nach draußen will, kann selbstverständlich jederzeit auf die Wiese gehen, Gras fressen, frische Luft schnappen, was im Winter allerdings nicht sehr beliebt ist. 
„Ich wäre gerne Bio“, gesteht er, „aber das ist schwierig“. Seinen Betrieb hat er dem LLH, dem Landesamt für Landwirtschaft in Hessen vorgestellt. Das Amt fand nichts zu beanstanden, die Auflagen erfüllte Meier ohne Probleme. Das Problem, so Meier, sei nicht der Amtsschimmel, sondern ein Mangel an Biomolkereien! Im Umfeld der hessischen Milchbauern  gibt es deren zwei, die Milchwerke Oberfranken West eG in Coburg sowie die Upländer Bauernmolkerei GmbH  in Willingen-Usseln. Beide können nicht die Mengen an Biomilch verarbeiten, die ihnen angeboten werden und andere Molkereien zahlen nicht den Biopreis, sodass ein offizielles Biosiegel sich finanziell nicht auszahlt. Interessierte Landwirte landen auf einer Warteliste, wo sie offensichtlich warten können, bis sie schwarz werden.  Also macht es Meier wie viele andere in seinem Bekanntenkreis, ist er so Bio wie er eben kann, aber ohne die Vorteile eines Biobauernhofes mit „Biosiegel“.
Früher, so Meier, habe ein Bauer fünf Kühe gehabt und davon leben können. Heute gäbe es so etwas bestenfalls in Bayern, über Programme gefördert und auch dort defizitär. Aber: „Die Zeit kann man nicht mehr zurückdrehen“. Meier sieht schwarz für Tierhalter. Hinzu komme die Globalisierung. Meier hat sich in diversen lokalen Restaurants danach erkundigt, wo denn ihr Rindfleisch herkomme, die meisten beziehen diese Ware aus Argentinien. Dort wird es nicht unter tierfreundlichen Bedingungen hergestellt und ist so billig, dass die hiesigen Landwirte nicht mithalten können. Einzig und allein der „Jägerhof“ in Maar beziehe zu hundert Prozent heimisches Fleisch.
Ob ich die gewonnenen Erkenntnisse in einer Reportage oder einem Feature verwenden dürfe? Hier schreckt Meier zurück. Groß ist die soziale Kontrolle unter den Kollegen. Wir einigen uns auf eine anonymisierte Version der Hofbegehung. Daher: Meier heißt nicht so.

 

Teil 3: Mutterkorn und Ackerbrachen

 


Hier ist kein Naturschutz zu erwarten. .....Foto: Falter

 

Den Kopf voller Fragen, rufe ich einen Landwirt an, den ich schon länger kenne, Herrn Müller. Wie Meier hat Müller Manschetten vor sozialer Kontrolle, daher die Namensänderung.  Auch er wäre gerne Bio, aber er müsste seinen gesamten Stall umbauen, was er sich nicht leisten kann. Daher lässt er seine Rinder so oft wie möglich auf die Weide und fürchtet sich vor dem Wolf, der sich hier im Vogelsberg angesiedelt hat  –  eine weitere Bedrohung, die der Landwirt nicht gebrauchen kann.

Müllers Getreide frisst der große graue Beutegreifer zwar nicht, allerdings wird das Korn von anderen, kleineren und fieseren Feinden bedroht. Erreger von Getreidekrankheiten  sind es, die dem Landwirt Kopfzerbrechen bereiten. Neben dem gefährlichen Mutterkorn sind es Schimmel und dessen Verwandte, deren Sporen den Roggen und Weizen verderben, wobei das Mutterkorn von den Gräsern aus der Umgebung auf das Getreide übertragen wird. Raiffeisen, so Müller, nehme das Getreide an, Mühlen und Futterwerke ließen es dort abholen.  Beim Abliefern werde das Getreide überprüft und entschieden, ob es sich um Brot- oder Futtergetreide handelt, letzteres bringt nicht den Preis für Brotweizen oder –Roggen. „Ein himmelslanger Schwanz an Bedingungen“ sei daran geknüpft, dass man einen akzeptablen Preis erziele, zumal dem Papierkrieg die üblichen Risiken, wie zum Beispiel das Wetter oder Wildschäden, vorangingen. Chemische Pilzbekämpfung schafft für Bauern wie Müller wenigstens in diesem Punkt eine gewisse Sicherheit. Zwar sind gegen Mutterkorn, das früher für Abtreibungen, aber auch zur Förderung der Wehen verwendet wurde, Chemikalien oft machtlos, doch gegen andere Pilze kann man sich schützen.
Andere Stoffe, wie zum Beispiel Ameisensäure, seien nicht gefährlich, machten das Getreide haltbar und schützten gegen Vorratsschädlinge wie den Kornkäfer, erläutert Müller.

Eine Möglichkeit für den Verpächter bietet das so genannte „Fairpachten“.  Beim NABU-Naturgucker-Kongress informiert die Referentin, Karoline Brandt,  über das Konzept, das sich an Landbesitzer wendet. In der heutigen Agrarlandschaft, die durch Intensivierung geprägt ist, fehlen immer mehr Lebensräume. Viele spritzen, düngen, halten keine Fruchtfolge mehr ein. Das Bewusstsein in der Gesellschaft für sei jedoch vorhanden, in einer Studie von 2015 fanden 84% der Befragten, dass die Biolandwirtschaft ausgebaut werden solle.
Seit dem Volksbegehren zur Rettung der Bienen in Bayern wurde man dort hellhöriger.  Die Berater von „Fairpachten“ kümmern sich speziell um die 60% der landwirtschaftlichen Flächen, die Pachtflächen sind. In Pachtverträgen wird der Naturschutz vereinbart, der Pächter vom Verpächter in die Pflicht genommen. Die dem NABU unterstellte Einrichtung berät, hilft bei Papierkrieg und erschließt Fördermöglichkeiten. Sie berät, ob und wann Maßnahmen wie Lichtäcker, Ackerbrachen und Getreidestreifen, die das Ausbringen von Dünger verringern und den Verzicht auf Pestizide erleichtern, sinnvoll sind. Bei all dem soll der Pächter, sprich, der Bauer, mit ins Boot genommen werden. Der Anruf bei den Regionalberatern ist kostenlos, ein Netzwerk aus Ehrenamtlichen trägt das Ganze. Die Landwirte im Vogelsberg erwähnten das Netzwerk noch nicht, vielleicht muss es sich noch etablieren. Gefördert wird die Initiative vom Bundesamt für Naturschutz.

 

 

Teil 4: Bio ohne Verbandszugehörigkeit


Kleinvieh macht auch Mist. Glücklich Hühner. (Foto: Fernengel)

Aber, nach diesem Exkurs, zurück zum Thema: Es gibt doch Biobauern! Irgendwie scheint es doch möglich zu sein, als Biobauer zu leben. Schulze ist ein solcher, mit Zertifizierung, aber ohne Verbandszugehörigkeit. Diese wäre zu teuer, der Mitgliedsbeitrag, der sich nach der Fläche richtet, ist laut Schulze ohne Hofladen unerschwinglich.
„Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser“, schmunzelt er und fügt hinzu: „Die Politiker“. Schulze ist jedoch weit davon entfernt, schwarz-weiß zu malen. „Zwei Brunnen in dieser Gegend haben zu hohe Nitratwerte. Wissen das die Bauern nicht?“ Wallenrod und Reuters sind auf diese Brunnen angewiesen, dennoch werden die Ursachen nicht bekämpft. Wo auf Bio umgestellt werde, sinke hingegen der Nitratwert. Schulze ist Biobauer der ersten Stunde, umgestellt hat er anno 1992. Bauern, so Schulze, sähen nur die Beschränkungen, die ihnen durch das neue Agrarpaket angeblich auferlegt werden sollten, nicht aber die Möglichkeiten. Die Gesellschaft wolle artgerechte Tierhaltung, Landwirte hingegen wollen „artgerechte Bezahlung“, erklärt Schulze.
Eine Lösung wäre es, würden alle Bio kaufen. „Jeder Bio-Einkauf ist ein Stimmzettel für gute Landwirtschaft“. Dann würde sich der Aufwand lohnen, denn dann wären auch die notwendigen Mittel vorhanden, um artgerechte Ställe zu bauen. Schulze zufolge liegt das Problem weder auf der einen, noch auf der anderen Seite. Würden Bauern und Politiker einander zuhören, wäre schon viel gewonnen.
Problematisch seien oft auch die Kontrollen, die nicht immer von Profis durchgeführt würden. Bei Überprüfungen komme zum Beispiel ein eine für die Tiere angsterregende Gestalt im knisternden weißen Kunststoffoverall, die Kühe reagierten entsprechend. Schulze wurde bei einer solchen Gelegenheit ermahnt, er müsse „doch etwas machen, es sei doch schließlich Fleckvieh, eine ruhige Tierrasse“. 
Oder es gebe Ärger wegen einer um 15 Zentimeter zu kurzen Pferdebox. Der Aufwand, solche Lappalien zu korrigieren, lohne sich nicht wirklich, „solange die Discounter bei Verhandlungen um die Preise noch  das Sagen haben.“.

Wie aber überlebt er als Biobauer? Er schmunzelt: „Ich bin bescheiden“. Schulze vermeidet Schulden, dadurch kommt er über die Runden. Reich wird auch er nicht, aber wer wird das schon?
Zum Thema Gülle erzählt er: Ein Hektar ernähre eine Großvieheinheit, also eine Kuh oder eine entsprechende Anzahl Schweine oder Hühner, für ein Jahr. „Wenn ich mehr Dünger in meinen geschlossenen Kreislauf einbringe, gibt es mehr Ertrag. Mit diesem Mehrertrag kann ich mehr Tiere halten, die wiederum mehr Gülle produzieren. Die Fläche, auf die ich Gülle ausbringen kann, ist aber gleich geblieben.“ Feststoffe in der Gülle seien kein Problem, sie blieben oben, erläutert Schulze, aber Nitrate können leicht ausgewaschen werden und landen im Grundwasser. In München habe es ebendieses Problem zu Beginn der neunziger Jahre gegeben. Nachdem aber zwei Drittel der Bauern auf Bio umgestellt hatten, sanken die Nitratwerte unter die Obergrenze von 50 Milligramm pro Liter, die gesetzlich vorgeschrieben ist.
Wie es denn mit dem Getreide sei, möchte ich wissen. Das meiste verschrotet Schulze und verfüttert es selbst.

 

 

 

Teil 5: Demeter: Bio mit Verbandszugehörigkeit

 


Vorhang auf für die Prinzessin des Vogelsberges. (Bild: Krauß)

 

Was aber macht den Bauern mit Siegel aus? Das glänzendste Siegel, das mir einfällt, ist das Demeter-Zertifikat. Alfred Haberlach ist Demeter-Landwirt, seine Tochter Christine Haberlach hat inzwischen den Hof übernommen, den sie zusammen mit ihrer Schwester Judith Hamacher führt und auf dem die Familie in der vierten Generation lebt.  
Auf meine Frage nach Erfahrungen mit Beratern meint Christine Haberlach, es gebe zwar Berater, aber seien es zu wenige, um den immensen Andrang an interessierten Landwirten zu bewältigen. Viele Ökobauern fürchteten sich vor einer „Konventionalisierung des Ökolandbaus“: Behaupte ein Landwirt, auf seinem Acker wüchse kein Unkraut, so sei er definitiv nicht öko.

Umgestellt hat die Familie im Jahr 1981. Damals hatte Alfred Haberlach Probleme damit, „Tod und Verderben über die Felder zu bringen“, indem er sie mit Pestiziden und künstlichen Düngemitteln besprühte. Er stieg auf Striegel um, was jedoch ähnliche Schäden bei Beikräutern anrichtete. Allem sozialen Druck zum Trotz versuchten die Haberlachs, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften, Beikräuter zu tolerieren. „Damals gab es keine Beratung, kein Geld, wir haben aus Überzeugung umgestellt“, berichtet er stolz. Ein Nachbar machte ihn dann auf den Demeter-Verband aufmerksam, genauer, den „Biologisch-dynamischen Wirtschaftsverband Nordrhein-Westfalen“. Der Berater kam unverzüglich, Dr. Johannes Fletscher beriet die Haberlachs bezüglich Fruchtfolge, dem wichtigsten Element im Ökolandbau. Zwei Jahre lang werden Klee oder Luzerne gesät, anschließend wechselt man zwischen Winter- und Sommergetreide, Winterdinkel, Sommerhafer sowie Flachs für die Kleiderherstellung. Seit 40 Jahren wird die Fruchtfolge eingehalten, dem Boden tut das gut. Mit Mutterkorn hat er keine Probleme, man kann es aussieben, sagt er.
Seine Tochter fügt hinzu: „Wir versuchen, biodynamisch gezüchtete Sorten anzubauen, unabhängig von Saatgutfirmen. Diese Sorten sind Allgemeingut, allen zugänglich, niemand kann sich damit bereichern.“

Biodynamisch? Ein wenig kryptisch kommt es dem Laien vor, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Rudolf Steiner war es, der anno 1924 für die Landwirtschaft Entwicklungen voraussah, die inzwischen eingetreten sind. Sein Gegenmittel: Präparate aus mit Mistmischungen gefüllte Kuhhörner, die ein- und wieder ausgegraben werden. Da staunt der Laie, aber es funktioniert offensichtlich. Der Boden liegt niemals brach, er ist immer grün, mit einem Spezialpflug wird er „geschält“, also sehr flach gepflügt.  „Je tiefer man gräbt, umso mehr zerstört man die Bodenkultur“, erläutert Christine Haberlach. Züchter und Bauern arbeiten mit großem Idealismus, aber ohne den Anspruch, alleinseligmachend zu sein. „Wir sind immer auf dem Weg irgendwohin.“, betont Haberlach, „Wir haben auf keinen Fall die Weisheit mit Löffeln gefressen und auch wir haben nicht die komplette Lösung auf alle Probleme im Landbau!“.

Auf das gemütliche Gespräch im Wohnzimmer der Familie folgt ein Gang in den Kuhstall. Vogelsberger Höhenvieh trottet hier umher, umeinander und um den Besuch herum. Relativ klein sind die Rinder, die Kühe haben keine Hochleistungseuter, aber ein glänzendes rotes Fell und prachtvolle Hörner. Die Rasse ist gleichermaßen zur Milch- und Fleischgewinnung geeignet, zudem könnte man sie auch vor den Pflug spannen – tierische Allrounder. Ohne sie geht es nicht. Sie treten das Gras, damit es ein gut verflochtenes Wurzelgeflecht bildet und so den Boden vor der Erosion schützt, sie halten es kurz, sie düngen es, genau in der richtigen Menge. Das Grünland ist, wie der Wald, ein wichtiger CO2-Speicher, bräche man es um in Ackerland, würde unnötig CO2 freigesetzt. Die Rasse war so gut wie ausgestorben, wurde 1984 wieder zurückgezüchtet. Heute kann man sie wieder bewundern, allerdings wird ihre Milch, was den Vogelsberg anbelangt, nur auf dem Melchiorsgrund in Hopfgarten und bei den Haberlachs in Heimertshausen vermarktet. Der Stolz der Familie ist Luzie, die „Prinzessin vom Vogelsberg“, wie ein Preisrichter sie nannte, als sie ausgezeichnet wurde. Luzie ist, wie ihre Schwestern, sehr zutraulich, lässt sich streicheln, kommt neugierig auf den Besucher zu. Ihre Schönheit verdankt sie nicht zuletzt dem guten Futter, denn bei den Haberlachs kommt ausschließlich Heu und Gras auf den Tisch, ab und an etwas Lockfutter für den Melkstand, im Sommer ist sie auf der Weide.
Sind denn die Hörner im Stall kein Problem, möchte ich wissen. „Kaum“, ist die Antwort. Zwar gibt es Rangkämpfe und auch einmal Schrammen, aber die gibt es laut Christine Haberlach auch ohne Hörner, nur sieht man sie dann nicht so deutlich. Blaue Flecken hat unter dem Fell fast jede Kuh, die sich in ihrem Stall und auf der Weide frei bewegen kann und somit auch ab und an in Konflikt mit einer Stallgenossin gerät. Wichtig ist einzig und allein, dass die Tiere genug Platz haben. Die Rangkämpfe sind für Demeterbauern jedenfalls kein Grund, einer Kuh die Hörner zu entfernen oder wegzuzüchten.

Bei dem zum Umstieg auf Bio nötigen Umbau sind auch die Haberlachs Kompromisse eingegangen. 1995 wurde der alte Kuhstall umgebaut, wobei aus Kostengründen die alte Substanz weitestgehend erhalten blieb. Der Vollspaltenboden wurde geändert, die Anbindehaltung herausgerissen, es wurde eingestreut, der Stall „total auf den Kopf gestellt“, erinnert sich Christine Haberlach.
Drei Monate im Jahr müssen die Kühe auf die Weide geführt werden, da der Stall mitten im Ort liegt, lässt sich die Überquerung einer Straße nicht vermeiden.
Die Kühe der Haberlachs haben stets Kontakt zu ihren Kälbern, Ammenkühe versorgen die Kleinen mit Milch, die Mütter werden zwar gemolken, haben aber dennoch Kontakt zu ihren Kindern. Brunft, Trockenstehen, all dies funktioniert nach einem natürlichen Rhythmus, ohne antibiotische „Trockensteller“.
Kopfzerbrechen macht den Bauern noch das Schlachten, denn wer jede Kuh mit Namen kennt, tut sich ein wenig schwer damit, sie zum Schlachthof zu bringen, und sei es ein Demeter-Schlachthof. Es gibt Demeter-Bauern, die ihre Kühe nur zur Landschaftspflege einsetzen, sie nicht jährlich kalben lassen, aber die Haberlachs sind noch auf den Erlös aus dem Milchverkauf angewiesen.

Die Haberlachs haben weitere Visionen, Ideen, nicht alles kann jedoch umgesetzt werden. Papierkrieg verhindert einiges, außerdem wünschen sie sich zuweilen mehr Gemeinschaftsgeist unter den Landwirten. So würden sie gerne mehr Hecken pflanzen, tun es auch, allerdings nicht in dem Tempo, das sie sich wünschen würden. Die Hecken müssen gepflegt, zuweilen teilweise auf Stock geschnitten werden. „Agroforst“, Gehölzstreifen in Feldern, die genutzt werden könnten, sei es für die Gewinnung von Obst, sei es als Biotop für Wildtiere, sei es eine Kombination aus beiden. Beim zuständigen Amt ernteten die Haberlachs Ratlosigkeit.
Wir kommen auf Subventionen zu sprechen. Sie werden durch Steuergelder finanziert; die Haberlachs sind zufrieden. „Vergleiche ich das, was ein Landwirt kriegt, konventionell oder bio, mit einer alleinerziehenden Mutter in Berlin, die Hartz IV bezieht, dann können die Landwirte zufrieden sein.“

Gewundert habe ich mich einige Wochen nach dem Interview, als ein Biobauer erzählte, er sei bedroht worden. Einem weiteren Bauern wurde ein Schweinekopf vor die Türe gelegt.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, warum viele doch nicht bio werden wollen.

 

 

Teil 6: Fazit, vorerst

 


Landschaft im Vogelsberg. (Bild: Krauß)

 

Irgendwann muss man die Türe zumachen, irgendwann ist Schluss, auch wenn die Recherche so schnell nicht abgeschlossen sein wird, geht doch die Entwicklung weiter.
 Inzwischen sind viele Landwirte mehrere Male auf die Straße gegangen, haben Traktorkonvois gebildet, wurde die Bewegung „Land schafft Verbindung“ gegründet, verteidigen die konventionellen Landwirte ihr Recht auf Pestizide und ihre „Tradition“ mit Händen und Füßen, wobei aus diesen Kreisen der Landwirtschaft Kritik grundsätzlich als „Bauernbashing“ abgetan und Bio als „nicht möglich“ bezeichnet wird, Naturschutz als unnötig gilt und wer anderer Meinung ist als „ahnungslos“ verspottet wird. Der Verbraucher ist an allem schuld, Opas Hof muss gerettet werden. Bauernsöhne hetzen gegen „übertriebenen Naturschutz“ ohne wahrzunehmen, dass gerade dieser ihnen die Lebensgrundlage garantiert, die sie mit Pestiziden am Vernichten sind. Vogelschutzgebiete und FFH-Gebiete hindern sie daran, die Menschheit zu ernähren, Zeitungen wie der „Lauterbacher Anzeiger“ drucken ihre Tiraden unkommentiert ab. Natur- und Artenschutz? Tierschutz? Nicht nötig, heißt es in der Presse. Angeblich wird er sowieso beherzigt, wobei man sich fragt, was ein konventioneller Farmer darunter versteht. Mehr Dialog wünschen sich die Landwirte. Dem kann man nur beipflichten. Dialog tut not. Allerdings gehört hierzu Kritikfähigkeit sowie das Vermögen, über den Tellerrand zu schauen, zu lernen, was Tierwohl und Naturschutz überhaupt sind  und wie nichtkonventionelle Landwirte es schaffen, ohne Pestizide zu überleben, und das nicht einmal schlecht.
Der Verbraucher kauft, was in den Regalen liegt, und was dies ist, bestimmen nicht zuletzt auch die Erzeuger. Gibt es nur Bio-Erzeugnisse, und diese zu anständigen Preisen, so wird der Verbraucher dies auch annehmen. Die Macht des Käufers wird leider oft überschätzt, der Bauer als Opfer allerdings auch.

Die deutschen und europäischen Naturschutzverordnungen sind eher unter- als übertrieben. Was definitiv übertrieben wird, ist der Einsatz von Pestiziden und die Ausbeutung von Böden und Grundwasser sowie die Zerstörung unserer Lebensgrundlage durch die konventionelle Landwirtschaft. Dass dies nicht sein muss, sieht man an Organisationen wie Bioland oder Demeter, Umfragen zeigen, dass der Verbraucher dies nicht nur wünscht, sondern auch bezahlen würde. Den vermeintlichen Gegner nur abzuwehren, macht daher wenig Sinn. Zuhören und Umdenken gehören zum Dialog. Dann können wir alle gemeinsam dafür kämpfen, dass die Landwirtschaft sich wieder lohnt und nicht nur am Tropf der Subventionen hängt, die ohnehin oft die falschen Praktiken unterstützen. Und dann, und nur dann, können Landwirte wieder naturfreundlich wirtschaften, in Zusammenarbeit mit dem Naturschutz und mit Wertschätzung jener, die sie ernähren, nämlich die Verbraucher und die Steuerzahler. 

 

 

 

 

Quellen:

Gemäß der EU-Richtlinie 2008/120/EG über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen müssen Schweine ständigen Zugang zu Materialien haben, die sie untersuchen und bewegen können, und ein routinemäßiges Kupieren ist nicht zulässig. (lsz.landwirtschaft-bw.de/pb/site/pbs-bw-new/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/lsz/pdf/s/Schwanzbeißen.pdf am 22.2.2020)

Mündliche Mitteilungen:

Schweinemobil, Hessentag, Bad Hersfeld, 7.-15. Juni 2019.

Christine und Alfred Haberlach, Heimertshausen, Betriebsbesichtigung  25.01.2020, 10:00 Uhr.

„Bauer Meier“, Betriebsbesichtigung am 29.10.2019, 15:00 Uhr.

„Bauer Müller“, mehrere Telefonate November / Dezember 2019

„Bauer Schulze“, mündliche (telefonische) Mitteilung November 2019

Brandt, Karoline,  Vortrag: „Landwirtschaftsflächen naturschutzgerecht fairpachten“, NABU-Naturgucker-Kongress, 1.-3. 11. 2019
 
Internet:

https://www.milchwerke-oberfranken.com/unternehmen/ 27.01.20, 19:46 Uhr.

http://www.tierbefreiung.de/project/die-gap-ist-ein-aeusserst-komplexes-konstrukt/25.01.20 17:02

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/gekaufte-agrarpolitik-video-102.html  25.01.2020 19.06

https://www.bundestieraerztekammer.de/btk/dtbl/archiv/2019/artikel/DTBl_05_2019_Aktionsplan-Schwanzkupieren.pdf  22.02.2020 19:17

https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/in-hessen-wird-glyphosat-teilweise-verbannt-16285452.html   15.07.2019, 09:20

Presse:

Schäfer, Frank: Ein Berufsstand steht auf. Warum junge Landwirte aus dem Vogelsberg mit der Bewegung „Land schafft Verbindung“ auf die Straße gehen. In: Lauterbacher Anzeiger vom 22. Februar 2020, S. 17.